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Der Augenbetäuber und ich

Themenbereich Augenarzt

Geschrieben von Irina, wohnhaft im schönen Schleswig-Holstein, Brillenträgerin am 05.11.2005

Warum ich mich vor dem Glaukomtest scheute

Ich weiß, der Glaukomtest ist wichtig. Vorsorge, frühe Erkennung ist gerade beim Grünen Star von großer Bedeutung.
Trotzdem grause ich mich jedesmal furchtbar davor.
Warum? Nunja...
Sagen wir mal so: Es ist reine Nervensache.

Jedenfalls hatte ich mich beim letzten Augenarztbesuch vor dem besagten Test gedrückt. Oh, welch wunderbare Ausrede: Er kostet jetzt 19,- Euronen, die man aus eigener Tasche zahlen muss, denn die Kasse heilt ja lieber später, als dass sie vorbeugt.
Soviel Geld - nein, wie komm ich dazu! Wird schon alles in Ordnung sein...
Aber in den folgenden Wochen wurde mir immer mulmiger. Es war wie verhext, überall in den Zeitungen und Zeitschriften tauchten plötzlich Artikel auf, in denen immer wieder betont wurde, wie wichtig die Vorsorge beim Grünen Star ist.
Mit "unauffälligem" Augenverdrehen ("Sag mal, machst du Augengymnastik, oder was?") überprüfte ich mindestens dreimal pro Tag, ob ich etwa schon Gesichtsfeldeinschränkungen hatte.

Aber ich wusste ja, wie mir der Test bekommt - bzw. eben nicht bekommt... och, nein, es wird schon alles...

Irgendwann siegte dann die Vernunft über die Feigheit, und ich vereinbarte erneut einen Termin beim Augenarzt.
In der Nacht davor schlief ich sehr schlecht, und morgens bekam ich keinen Bissen runter.
Nun wird sich der werte Leser fragen: Was ist an diesem Test nun so schlimm, dass sie nicht hingehen mag?
Wie gesagt: reine Nervensache...
Also, um es kurz zu machen: Ich reagiere auf die Augentropfen, die das Auge betäuben, damit der Augeninnendruck gemessen werden kann, etwas eigenartig.
Nein, nicht etwa mit Allergien oder sowas - es ist nichts Physisches!

Es ist nur so: Ich denke, sobald die Tropfen drin sind, andauernd daran, was meinen armen Augen alles passieren kann, ohne dass ich es merke, denn sie sind ja betäubt! Die Untersuchung ist mir total piepe, die lenkt mich wenigstens von meinen Ängsten ab.
Aaaaber danach... es war bisher jedesmal das Gleiche: Ich stellte mir vor, mir würde auf der Straße einer aufs Auge hauen, ich würde irgendwo gegenlaufen und mir die Augen verletzen - und es nicht mal merken!
Diese Horrorvorstellung packte mich sofort nach der Untersuchung wieder, ich bekam Leere im Gehirn, als hätte ich zugesehen, wie man mir Blut abnimmt... es sauste in den Ohren, mir brach der kalte Schweiß aus, mein Blick wurde immer getrübter... und dann konnte ich nur noch flüstern, man möge bitte SOFORT dafür sorgen, dass ich mich irgendwo flach hinlegen kann, sonst würde ich umfallen.
Tja, so war das bisher...

Daher saß ich natürlich mit schweißnassen Händen im Wartezimmer, und als ich ins Sprechzimmer gerufen wurde, stand mir die nackte Angst in den Augen.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und erzählte dem Augenarzt von meinen Ängsten. Er - ein gemütlicher Mann aus dem Schwabenländle - glaubte zunächst, ich zweifelte an seiner Fähigkeit, den Augendruck bei mir zu messen, ohne Verletzungen zu verursachen. Doch dann begriff er und redete mir gut zu, erledigte die Untersuchung rasch und problemlos und bot mir dann an, mich noch eine Weile ins Vorzimmer zu setzen, bis die Betäubung nachließ. Auch auf die Liege im Nebenzimmer könnte ich mich natürlich flüchten, wenn mir schwarz vor Augen würde.

Hach, ich fühlte mich gleich sicherer, setzte mich ins Vorzimmer - und mir war eigentlich ziemlich normal zumute! k
Kein Sausen in den Ohren, kein kalter Schweiß. Na, sowas!
Entschlossen stand ich nach einer Minute auf, griff mir meine Jacke und verließ die Praxis Richtung frische Lusft und Einkaufspassage, die gleich vor der Praxis lag.
Was tat ich? Nunja, was wohl viele Frauen gegen verschiedentliche Formen des psychischen Unwohlseins tun: Ich ging einkaufen! :D
Innerhalb von 15 Minuten gab ich ziemlich viel Geld für Kosmetika und mein Lieblingsparfüm aus, das lenkte mich ab.
Als ich dann den Laden zufrieden verließ, ebbte die Betäubung bereits ab und mir ging es prima.
Fazit: Auch furchterregnede Glaukomtests mit betäubten Augen haben so ihre Vorteile, man kann sich danach nämlich selber belohnen! ;-)


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