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Holzauge, sei wachsam!

Sprichwörter und Redewendungen rund ums Auge

Sprichwörter rund ums Auge gibt es eine ganze Menge. Zählt man Zitate von Politikern, Schriftstellern und großen Denkern nicht dazu, bleiben von ursprünglich weit über 50 immer noch gut 15 übrig. Jedenfalls laut der Internet-Enzyklopädie Wikipedia, deren Auswahl an Sprüchlein jedoch bei Weitem nicht vollständig ist.

Einer der bekanntesten Sinnsprüche ist sicherlich das Bibelzitat aus Exodus 21,24: "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Heißt übersetzt so viel wie: "Wie du mir, so ich dir!" Gleiches wird mit Gleichem vergolten. Ähnlich nachvollziehbar sind Redensarten wie "Aus vier Augen sieht die Welt viel heiterer aus als aus zweien" oder "Unter den Blinden ist der Einäugige König". Bei Ersterem will der Volksmund sagen, dass es sich in einer Partnerschaft einfach schöner lebt; letztere Wendung verdeutlicht, dass sich unter den völlig Ahnungslosen immerhin noch derjenige hervortut, der zumindest den Hauch einer Ahnung hat. Wem etwas "Aus den Augen, aus dem Sinn." kommt, der denkt über eine Sache schon dann nicht mehr nach, wenn er nichts mehr unmittelbar mit ihr zu tun hat.

Drei glasklare Fälle - aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem doch noch recht bekannten Sprichwort "Holzauge, sei wachsam!", das zur Aufmerksamkeit aufrufen soll. Sprachforscher sind sich mittlerweile mehr oder minder darüber einig, dass die Redewendung aus dem Mittelalter stammt. Und mit dem sprichwörtlichen Holzauge die mit Holz ausgekleideten Schießscharten in den Burgmauern gemeint sind, durch welche die Wachen das Umland ausspähen konnten, ohne selbst von Feinden gesichtet zu werden: also eine Art mittelalterliche Überwachungskamera. Die Theorie, dass mit dem Holzauge ein besonders geschulter Blick für die Feuerholzsuche gemeint ist, gilt weitgehend als widerlegt. Wenn jemand "blauäugig" ist, ist den meisten zwar die Bedeutung klar (blaue Augen stehen hier für Naivität), nicht jedoch die Herkunft der Redensart. Hier hilft nicht der Blick in die Geschichte weiter, sondern ins Biologiebuch: Neugeborenen fehlt nicht nur Lebenserfahrung, die vor naivem Handeln schützt, sondern auch der Farbstoff Melanin, der die Augenfarbe bestimmt.

Doch nicht nur in Europa ist das Auge ein beliebtes Bild in Sprichwörtern. "Der Fremde ist blind, auch wenn er Augen hat.", sagt man im arabischen Raum. Die Äthiopier wissen: "Kein Zeuge ist besser als die eigenen Augen." Und, um doch noch einmal auf die Schriftsteller zurückzukommen: Der wahrscheinlich bekannteste und schönste Augen-Aphorismus stammt von Antoine de Saint-Exupéry: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."



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Version: 22.07.2015 - 16:43 · 45.711 PageViews