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Die Geschichte der Brille

Von Nero bis Scarlett

Die Geschichte der Sehhilfe

Er brannte Rom nieder — und ist der erste überlieferte Brillenträger. Denn weil der römische Kaiser Nero nicht nur ein schlechter Sänger war, sondern auch noch kurzsichtig, verfolgte er Gladiatorenkämpfe stets mit Sehhilfe: einem kunstvoll geschliffenen Diamanten. Marktreife erlangte die handwerkliche Meisterleistung jedoch nicht. Ob der Diamant vielleicht auch nur eine Laune des Regenten war, ist nicht überliefert. Wohl aber wissen wir, dass der arabische Gelehrte Ibn al-Haitam am Ende des ersten Jahrtausends die Theorie zu Papier brachte, dass sich Fehlsichtigkeiten mit speziell geschliffenen Linsen korrigieren ließen.

In Europa ist die Brille — das hat die Geschichtsforschung herausgefunden — ab Ende des 13. Jahrhunderts in Gebrauch. Allerdings kamen die Sehhilfen der Optik-Frühzeit ohne Bügel aus und die Linsen wurden ausschließlich konvex geschliffen. Somit taugte die Mittelalter-Brille nur zur Korrektur von Weitsichtigkeit. Bis ins frühe 18 Jahrhundert hinein mussten Fehlsichtige die Gläser selbst in der Hand halten, direkt auf die Buchseite legen oder zwischen Augenbraue und Jochbein klemmen. Als am Hofe die Perücke in Mode kam, versuchte man Nützliches und Angenehmes, also Linse und Haarteil miteinander zu verbinden. Vergebens. Endlich, im Jahr 1727, entwickelt der englische Optiker Edward Scarlett das erste Brillengestell, das sich in seinem Aufbau bis heute kaum verändert hat.

Doch kaum konnten die Menschen ihre Gläser komfortabel im Rahmen tragen, da sollte es schon wieder eine Spur bequemer sein: nämlich ganz und gar unsichtbar. Der deutsche Wissenschaftler Adolf E. Fick schliff 1877 die erste hauchdünne Kontaktlinse. Trotzdem: Die viel ältere Brille konnte das dünne Scheibchen bis heute nicht ablösen.



Die Geschichte der Brille, Brillenentstehung, historische Brillenformen
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